Grundregeln

16.02.2013

Ein paar Regeln sollte man von Anfang an beherzigen

Viele Menschen haben Schulden. Schulden zu machen ist in unserer Gesellschaft ein normaler Vorgang. Ohne Schuldenmachen würde unser Wirtschaftssystem nicht funktionieren, Millionen von Arbeitsplätzen, ganze Wirtschaftszweige (man denke nur an die Autoindustrie - 70 % aller Neuwagen sind ganz oder teilweise finanziert) würden nicht existieren.

Zum Problem wird Verschuldung, wenn man aufgrund vielfältiger Ursachen (Arbeitslosigkeit, Trennung/Scheidung, Familienzuwachs, Krankheit usw.) nicht mehr in der Lage ist, seine eingegangenen Schuldverpflichtungen einzuhalten, ohne seine Existenzgrundlage zu gefährden. In diesem Fall spricht man von Überschuldung.

Sehr viele Menschen in Deutschland sind überschuldet. Ca. 3 Millionen Haushalte, rund 8 % aller Haushalte in Deutschland sind bereits überschuldet, etwa eben soviele Haushalte stehen kurz vor der Überschuldung. Die Tendenz ist steigend.

Deshalb sollte man sich wegen seiner Schulden nicht verstecken und schämen .
Schuldnerberater(innen) beobachten häufig, dass Schuldner völlig resigniert haben und alle Briefe ungeöffnet in den Müll werfen, weil ihnen ihre Situation unlösbar erscheint. Wenn man dann einmal wirklich damit anfangen will, sich der Schuldenproblematik zu stellen, gibt es große Probleme, weil keine Unterlagen da sind.

Ein paar Regeln sollte man von Anfang an beherzigen:

  • Das Problem nicht ignorieren. Dies wird auf Dauer nicht gelingen und vergrößert das Problem langsam aber sehr sicher. "Profigläubiger" geben auch nach Jahren nicht auf und drängen auf Rückzahlung mit allen legalen Mitteln (und manche auch mit Mitteln hart an der Grenze). Inkassounternehmen wickeln die Forderungsüberwachung in einem ausgeklügelten Mahnrotationsverfahren per EDV ab; keine Forderung wird dabei übersehen oder gar vergessen.
    Dass es positive Erfahrungen gibt, sobald man mit einer Lösung anfängt, zeigt z.B. der Beitrag von Dietmar
  • Auch wenn es schwer fällt: Zum Problem stehen!
    Wenn die Kinder kommen, dies oder jenes unbedingt brauchen, oder größere Geburtstagsgeschenke in der Verwandtschaft erwartet werden: Rede offen über Deine Probleme!
  • Schon Brecht sagte: "Zuerst kommt das Fressen!"
    Auch wenn man es weniger drastisch formulieren will: Es ist völlig falsch, am Monatsersten irgendwelche Raten abzudrücken und dafür die Miete oder den Strom nicht zu bezahlen oder kein Geld mehr für die Ernährung zu haben. Auch wenn der Gläubiger noch so droht: Lass Dich da auf nichts ein, sonst wird die Karre nur noch weiter in den Dreck gefahren. Denke auch daran, dass Deine Verantwortung gegenüber Deiner Familie und Deinen Kindern größer ist, als gegenüber dem Gläubiger. Existenzsicherung geht immer vor Schuldentilgung !
  • Zur Schuldnerberatung gehen!
    Dieses Forum kann die persönliche Beratung nicht ersetzen. Du kannst hier nur lernen, selbst schon viel zu erledigen. Adressen von seriösen Schuldnerberatungsstellen, die einem der anerkannten Wohlfahrtverbände angehören oder von einer Stadt- bzw. Kreisverwaltung getragen werden, finden sich in unserer Adressdatenbank.
    Leider gibt es in Deutschland viel zu wenige Schuldnerberatungsstellen, da es um deren Finanzierung schlecht bestellt ist. Deshalb kommt es bei fast allen Beratungsstellen zu Wartezeiten von mehreren Wochen bis mehreren Monaten. Trotzdem kann man in der Zwischenzeit einiges tun, um sich auf das Erstberatungsgespräch vorzubereiten. Übrigens: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Schuldnerberatungsstellen stehen unter Verschwiegenheitspflicht.
  • Knast droht nur ...
    wenn man Schulden aus Geldstrafen, Ordnungswidrigkeiten hat oder mutwillig die Unterhaltspflichten verletzt. Geldstrafen resultieren aus Straftaten und die Unterhaltspflichtverletzung ist ein Tatvorwurf, der strafbewehrt sein kann. Knast droht in Form der Erzwingungshaft auch bei der Weigerung, die Vermögensauskunft (früher Eidesstattliche Versicherung) abzulegen. Vor der Vollstreckung der Erzwingungshaft muss der Gläubiger allerdings eine Kaution hinterlegen.
    Abgesehen von diesen Ausnahmen gilt: Niemand kommt wegen seiner Schulden in den Knast, auch wenn manche Inkassobüros etwas anderes behaupten!