Studie der BA: Arbeitslos, verschuldet, süchtig

06.01.2014

Unbeachtet steht seit Monaten eine Studie der Bundesagentur für Arbeit im Netz, die brisante Daten zur psychosozialen Lage der rund 4,3 Millionen Bezieher von Arbeitslosengeld II enthält. Darauf weist die Online-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung hin. Die Studie zeigt auch auf, dass der erhebliche Hilfe-, Betreuungs-, Behandlungs- und Beratungsbedarf vieler Hilfeempfänger nicht einmal ansatzweise gedeckt wird.

25 Prozent der erwerbsfähigen Hartz-IV-Empfänger, also mehr als eine Million, habe Schuldenprobleme. 2011 erhielten aber nur 34.000 eine Schuldnerberatung, obwohl Verschuldung "eine wesentliche Ursache von gesundheitlichen Problemen darstellt". Ähnlich sieht es beim Thema Sucht aus: Vorsichtig geschätzt hat laut der Studie etwa jeder zehnte erwerbsfähige Hilfe-Bezieher, das sind mehr als 400.000, ein Suchtproblem. Eine Beratung erhielten 2011 nicht einmal 10.000. Außerdem geht die Studie davon aus, dass knapp eine Million der 4,3 Millionen Grundsicherungs-Empfänger psychosoziale Probleme habe. Eine Betreuung erhielten 2011 nur 19.000. Oft verstärkten sich die genannten Vermittlungshindernisse sogar gegenseitig.

Die Gründe für die Misere sind vielfältig: In der Studie wird darauf hingewiesen, dass Drogen- oder Alkoholprobleme wie auch psychische Störungen häufig "nicht offenbart werden, dies gilt offenbar selbst bei intensiver Betreuung". Zudem seien die Hilfen von Jobcenter zu Jobcenter sehr unterschiedlich. In den zuständigen Behörden fehle es "häufig an konkretem Wissen und teilweise wohl auch am Wollen relevanter Akteure". Eine BA-Sprecherin sagte, die Betreuungs- und Beratungsplätze seien bei Weitem nicht ausreichend. Das Defizit zu beheben, sei auch eine Frage des Geldes. Von einer "Hilfe aus einer Hand", eines der Ursprungsziele der Reform aus dem Jahr 2005, könne jedenfalls keine Rede mehr sein, so der Arbeitsmarktexperte des DGB, Wilhelm Adamy.