Nationale Armutskonferenz nimmt Stellung zur Finanzierung der Schuldnerberatung

27.06.2011

Nur 15 Prozent der rund 3,15 Millionen überschuldeten Haushalte in Deutschland können derzeit in einer öffentlichen oder gemeinnützigen Schuldnerberatung beraten werden. Die Schuldnerberater und ihre Klienten haben nämlich dasselbe Problem: Notwendiges Geld fehlt an allen Ecken. Resultat: Anlaufstellen und zeitnahe Termine sind Mangelware; die bundesweit unterschiedlichen Finanzierungsregeln spitzen das Problem zu. Deshalb fordert Kurt Klose, stellvertretender Sprecher der Nationalen Armutskonferenz (nak), eine bessere und einheitliche Finanzierung. "Aus meiner Sicht hat jeder Bürger einen verfassungsrechtlichen Anspruch auf Hilfe", sagt er.
Anlässlich der zehnten Aktionswoche der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) vom 27. Juni bis 1.Juli warnt Klose auch vor kommerziellen Regulierern und Kreditvermittlern, von denen viele die Not der verschuldeten Menschen ausnutzen: "Teilweise ziehen sie die Betroffenen noch tiefer in den Schuldenstrudel", weiß Klose. Zudem gehen diese Berater - im Gegensatz zur AG SBV - in der Regel nicht auf die psychosoziale Situation ihrer oft verzweifelten Klienten ein. In dem Zusammenhang ruft der stellvertretende nak-Sprecher auf: "Keine Geschäfte mit der Armut."
Während seiner langjährigen Tätigkeit als Schuldnerberater hat Klose festgestellt: "Die meisten Menschen kommen, wenn das Kind längst in den Brunnen gefallen ist." Um dies für die Zukunft einzuschränken, spricht er sich für Prävention ab dem Schulalter aus: "Bereits Kinder und Jugendliche müssen lernen, wie man mit Geld umgeht", sagt Klose. Immerhin zählt neben Arbeitslosigkeit und gescheiterter Selbständigkeit unangemessenes Konsumverhalten zu den Hauptursachen für Überschuldung. Das belegt unter anderem der Überschuldungsreport 2010 des Instituts für Finanzdienstleistungen (iff). Aber auch für Prävention mangelt es an Geld. Klose: "Prävention ist eine Investition in die Zukunft unserer Kinder."