Angela

13.06.2005

Der Mensch hinter den Schulden

Hallo, 

ich halte mich jetzt einfach mal an Euren Leitfaden und erzähle Euch mal wie alls anfing und bis jetzt lief. 

Zur Person : 
Also ich werde morgen 44, und bin seit Februar dieses Jahres gezwungener Maßen verheiratet. Ich , bzw. wir, haben 2 Kinder, 18 und 22 Jahre alt. Sie sind auch von meinem jetzigen Mann weil wir schon 24 Jahre zusammenleben, aber ich ihn dennoch nicht heiraten wollte. Leider hat mich Hartz IV datu gezwungen, weil ich seine Krankenversicherung nicht zahlen konnte 

den Schulden: 
Ich bin in Thüringen aufgewachsen und hatte dort ein Kommissionsgeschäft betrieben. Das ging auch bis zur Wende ganz gut, aber dann kams eben mit der Wende ganz dick für uns. Ich hatte ja damals schon die beiden Kinder, mein, damals ja noch, Lebensgefährte bekam den Mindestlohn, die Geschäfte gingen immer schlechter weil kaum noch einer Arbeit hatte. Da mußte ich meinen Laden schließen bevor ich Schulden machte. Unterstützung bekam ich nicht, und von Alg von meinem Lebnsgefährten konnten wir nicht leben. Also suchten wir eine neue Perspektive, denn ich wollte doch arbeiten. Ich hatte dann auf anraten meines Lebensgefähren auf eine Angebotsstelle einer Reinigungsübernahme geantwortet. Ich hatte das Konzept durch eine Unternehmensberater durchrechnen lassen, dieser Herr hatte, wie ich später erfuhr, die Bundesbahn erpreßt, weil er seine eigene Firma Bankrott machte. Desweiteren hatte ich mich an den Berufsverband für Textilreiniger gewand, um Informationen über die Anbieter von Reinigungsanlagen zu gewinnen. Mein Anbieter wurde mir als äußest seriös genannt, später erfuhr ich , er hat den Berufsverband mit einer kompletten Maschinenausrüstung beschenkt. Es ging natürlich nicht gut und ich hatte 1994ca 300.000 DM Schulden, kam nicht aus dem Mietvertrag raus, und das Ende vom Lied waren ca 500.000 DM 1997. Da hatte ich dann einen Nachmieter gefunden. 

und Familie 
festgestellt hatten wir ja ziemlich schnell, daß es ausweglos war. Es lag ja auf der Hand. Das Problem lag bei den Kindern. Ich oder wir kamen berufsbedingtoft spät nach hause und weil immer die Gefahr bestand, daß ein GV kam, habe ich alles dem älteren Kind erklärt. Da er schon von klein an gelernt hat Verantwortung zu übernehmen, hat er es auch immer gut gepackt alles in unserer Abwesenheit zu regeln und in entscheidenen Momenten den kleinen abzulenken. Dennoch hat es mich seelisch immer belastet mein Kind dem auszusetzen. Sicher wir konnten uns nie viel leisten, aber ich habe immer versucht den Kindern so viel wie möglich zu geben. Sie haben vielleicht manchmal materielle Dinge zurückstecken müssen, haben aber die dafür die Zuwendung und Aufmerksamkeit bekommen wie es irgend nur ging. Heute weiß auch der Kleine daß wir Schulden haben, und auch woher sie kommen. Ich muß aber sagen, daß ich ein besseres Verhältnis zu meinen Kindern habe, als zu meinem Mann. Meinen Kindern sind Verständnis und Achtung wichtiger als materielle Dinge. 

und Beruf 
im Beruf muß ich sagen hatte ich mal totales Glück. Ich kam dann zuerst in einem Textilladen bei einer guten Bekannten unter. Dort hatte ich zwar nicht viel verdient, aber ich hatte mein Auskommen. Ich konnte meine laufenden Rechnungen bezahlen und den Lebensunterhalt bestreiten. Nach einem Jahr war der Laden zu. Ich kam dann in einer neuen Firma als Aushilfe unter. Der Arbeitsweg war zwar ziemlich weit mit 120 km hin und zurück. aber es war Arbeit, und sie machte Spaß. Ich beantragte dann Wohngeld, das wurde aber abgelehnt, weil der Arbeitsweg zu weit war. Ich sollte die Arbeit aufgeben, doch das hatte ich nicht getan. Ich hatte mich noch ein knappes Jahr durchgebissen und wurde dann eingestellt. Bei der Einstellung hatte ich gleich meine Vergangenheit gebeichtet. Mein Arbeitgeber gab mir aber Selbstvertrauen mit der Aussage: Wenn ich alle Leute meines Unternehmerstammtisches auffordern würde fern zu bleiben wenn sie schon mal Schulden gehabt hätten oder haben, wär es ziemlich leer. 

der Arbeitsmarkt 
ich mußte allerdings auch feststellen, daß mein AG mich auch ausnutzt. Z.B. ist es eigentlich nicht korrekt, daß ich die meißte Arbeit verrichten muß, dennoch 3 Euro weniger verdiene, obwohl ich als einzige den ganzen Produktionsablauf beherrsche.ich habe schon oft überlegtirgend was anderes zu machen, etwas was leichter ist, aber wenn ich kündige und der nächste AG mich dann kündigt, dann hab ich nix mehr. 

Freizeit 
In meiner Freizeit muß ich sagen da spar ich. Ich glaub ich mach nicht wirklich was meiner Freizeit. Zumindest unternehm ich nichts besonderes Ich geh mal auf`n Flohmarkt oder so. Aber nix was viel kostet 

Kontakte 
ja wenn ich Kontakte aufbaue, dann verrate ich nicht gleich daß ich Schulden habe. Ich laß die Leute auf mich zukommen, seh wie sie sind, und wenn ich denke es könnten Freunde werden, dann erzähl ich es denen auch. So bin ich bisher immer gut gefahren, weil ich ja eigentlich kein schlechter Mensch bin. 

Gesundheit 
Die Schulden wirken sich ziemlich stark auf meine Gesundheit aus. Ich habe starke Schlafstörungen, welche auch je nach eingang von Mahnungen und Problemen variiren. Das bringt dann Unmut und Stresssitustionen mit sich. Dann bin ich unausgelichen, dies versuche ich dann zu vertuschen indem ich mich zurückziehe. Ich gehe dann nur arbeiten und schlafen, ein Familienleben hab ich dann nicht, oder nur eingeschränkt ( wenn meine Kinder zu mir kommen ). Oftmals hab ich auch Angst vor der Zukunft, denn bisher habe ioch noch kein Insolvenzverfahren angestrebt. Mein Arbeitgeber möchte es nicht (vielleicht weil ich dann mal mehr Lohn verlangen könnte ?) Klar hab ich ein schlechtes Gewissen, und das nagt große Löcher. 

Zukunft 
ich glaub ich würde nicht anders leben wie die letzten 7 Jahre. Da hatte ich keine neuen Schulden gemacht, meine Familie gut über die Runden gebracht, und auch sonst alles gut gemeistert. Was will ich mehr ? 

Gedanken 
ich hoffe daß ich einigen, die genauso in diese Schuldenfalle geklettert, sind helfen kann. Ich versuche immer stark zu bleiben. Weil ich eine Verantwortung gegenüber meinen Kindern habe, muß ich auch immer für sie da sein.